1977: Nachrichten auf Plattdeutsch

Am 19. Juli 1977 sendet Radio Bremen erstmals Plattdeutsche Nachrichten und stützt damit den Erhaltung von Kultur und Vielfalt.

Ein rot-weißer Leuchtturm zwischen Dünen. Dahinter ein blauer Himmel mit ein paar Wolken.
Bild: Radio Bremen

Es ist zunächst ein eigenwilliger Versuch und startete mit zwei  Sendungen pro Woche. Und am Anfang ist auch nicht abzusehen, dass sich die Plattdeutschen Nachrichten als ein fester Bestandteil über Jahrzehnte etablieren und später sogar jeden Werktag im Programm zu hören sein werden. Hinter der Idee, Nachrichten auf Plattdeutsch auszustrahlen, stehen nicht allein strategische, marktorientierte Gesichtspunkte. Vielmehr kommt Radio Bremen damit seinem Kulturauftrag nach. So ist es auch kein Zufall, dass Mitte der 90-er Jahre eine weitere öffentlich rechtliche Rundfunkanstalt, nämlich der NDR (zunächst Hamburg-Welle 90,3 später NDR 90,3), dieses Nachrichtenformat übernimmt.

NDR übernimmt Nachrichtenformat

Radiomacher*innen wissen, dass Emotionen im Radio eine große Rolle spielen. Im Gegensatz zum Hochdeutsch bringt die plattdeutsche Sprache an dieser Stelle besonders geeignete Merkmale wie "unterhaltend" und "emotionsbetonend" mit sich. Aktuell relevante Fakten aus der Nachrichtenwelt zu präsentieren und gleichzeitig immer wieder sprachliche Herausforderungen anzunehmen, das ist die Stärke aller Redakteur*innen und Sprecher*innen der plattdeutschen Nachrichten. Sind die Anfänge dieses Formats im Radio anfangs noch gewöhnungsbedürftig, brennen sich über die Jahre die Namen von Sprecherinnen und Sprechern in positiver Assoziation zum Plattdeutsch ein. Gesine Reichstein, Heidi Jürgens, Holger Zantopp, Reinhard Goltz u und viele andere mehr sind den Hörer*innen von Radio Bremen ein Begriff und stehen für die Plattdeutschen Nachrichten.

Erhaltung von Kultur und Vielfalt

Fest steht auch, dass diese Sendeform seit ihrer Entstehung in den 70-er Jahren bei Radio Bremen gleich mehrere Grundsätze des erfolgreichen öffentlich-rechtlichen Hörfunks stützt: Erhaltung von Kultur, Vielfalt sowie regelmäßige Überraschungen.

"De Klock is halvig elven" – das ist auch zum 75. Geburtstag von Radio Bremen im Jahr 2020 die hörbare und sehr bekannte Ansage immer vormittags um halb 11 auf Bremen Eins. Montags bis freitags lauschen zigtausende Menschen rund 3 Minuten lang den regionalen und internationalen Schlagzeilen und Meldungen im Radio. Und selbst viele Hörer*innen, die der Niederdeutschen Sprache gar nicht mächtig sind, lieben allein den Klang dieser bildhaften Sprache. Selbst, wenn mal wieder ein prominenter Mensch "dood bleven is".