1981: Rudis Tagesshow

Das Konzept der Sendung bedient sich der täglichen Nachrichten, schneidet sie auseinander, fügt sie neu zusammen und trägt sie mit genügend Ernst vor.

Ausschnitt aus "Rudis Tagesshow"
Rudi Carrell als Nachrichtensprecher in Rudis Tagesschow Bild: Radio Bremen

Die preisgekrönte BBC-Reihe "Not the Nine O’Clock News" dient als Vorbild. Zusammen mit seinen Assistentinnen schaut Carrell täglich Nachrichtensendungen, immer auf der Suche nach Ideen, wie sich diese oder jene Nachricht zum Komischen verbiegen lässt. Dabei bewährt sich Carrells Talent, um die Ecke denken zu können. Und so schnippelt das Team einiges aus der Nachrichten-Fernsehwelt auseinander und fügt es respektlos wieder aneinander. Insgesamt 39 Episoden wird es bis 1987 geben.

Sendung soll unterhalten, nicht politisieren

Die neue Show treibt milde Scherze mit einem ehrwürdigen "ARD-Institut", der "Tagesschau", schreibt der Spiegel. Herauskommt eine halbstündige Revue aus News-Gags, Slapstick. Kalauern und kurzen Sketsches. Hin und wieder spielen prominente Gäste mit, so übernimmt einmal die Sängerin Nena Carrells Rolle als Sprecher und Politiker Heiner Geißler drückt Carrell am nachgebauten Rednerpult des Bundestages eine Torte ins Gesicht. Aber keinesfalls solle die Sendung "politisch zu scharf werden", lautet das Konzept. Sie soll unterhalten, nicht politisieren.

Diplomatische Krise durch Iran-Sketch

Und doch gelingt es "Rudis Tagesschow", die Politik durcheinanderzubringen. Mit einem kurzen Sketch zieht sich Rudi Carrell 1987 den Zorn des Irans zu. In einer Bildmontage wird dem geistlichen Oberhaupt des Irans, Ayatollah Khomeini, anlässlich des Jahrestags der islamischen Revolution von seinen Anhängern Damenunterwäsche zugeworfen. Der Iran versteht absolut keinen Spaß, sieht sich beleidigt, und die deutsch-iranischen Beziehungen geraten schlagartig in eine Krise. Die nächste Ausgabe von Rudis Tagesschow findet unter Polizeischutz statt und erreicht eine Traumquote: Mehr als 52 Prozent der Fernsehhaushalte sind auf Empfang, die Sendung sehen mehr als 21 Millionen Menschen. Sie warten gespannt darauf, wie sich Carrell aus der Affäre ziehen wird. Doch der schweigt sich – satirisch – aus. Statt seiner tritt Horst Tappert als "Derrick" mit einem Funkgerät aus der Weltkugel und bittet Carrell erst ins Studio, nachdem er sich fernmündlich versichern lässt, dass "alles in Ordnung ist". Bei den Weltnachrichten beginnt Carrell mit den Worte "Das wichtigste Thema der vergangenen Woche war….." Er stockt und leitet zum zweitwichtigsten Thema über.

Rudi Carrell wollte eigentlich 1982 nach zwei Staffeln aufhören, die ARD drängte aber aufgrund des immensen Erfolgs auf weitere Ausgaben. So kam es 1985/86 zu einer dritten Staffel und 1987 zu einer vierten. Im März 1987 endete die Sendung.