1960: Das Fernsehen kommt

Im Jahr 1967 bezieht Radio Bremen im Bremer Ortsteil Osterholz einen nagelneuen Fernseh-Studiokomplex. Dieser Neubau war fällig geworden, um den eigenen Ambitionen und den Verpflichtungen innerhalb des Ersten Deutschen Fernsehens gerecht zu werden.

Luftaufnahme: Gelände des ehemaligen Fernsehstudios von Radio Bremen
Bild: Radio Bremen

Die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs beschert den Deutschen das Fernsehen. Auch in Bremen will man wortwörtlich "mitmischen" und richtet im Funkhaus in der Vahr provisorische Produktionsräume und Studios ein. Doch bald ist klar: Um den eigenen Ambitionen und den Verpflichtungen innerhalb des Ersten Deutschen Fernsehens gerecht zu werden, ist mehr Platz erforderlich. In den Studios an der Heinrich-Hertz-Straße wird es zu eng. Deshalb schreibt Radio Bremen 1960 einen Architekten-Wettbewerb für einen Neubau aus. An der Autobahn-Abfahrt Sebaldsbrück, im Ortsteil Osterholz, erwirbt der Sender ein 70.000 Quadratmeter großes Grundstück. Nach drei Jahren Bauzeit ist der neue Studiokomplex 1967 fertig.

Erste Produktionen mit geringen Mitteln

Schon bevor die neuen Fernsehstudios in Osterholz betriebsfertig sind, hat Radio Bremen über 40 Filme produziert: zunächst kleine Probefilme und Beiträge für das Regionalprogramm zusammen mit den Hamburger Kollegen. 1954 begleitete der Sender den "Tag des Bremer Rundfunks" filmisch. Aus dem Radioformat "Hafenkonzert" entwickelt man kurzerhand die Fernsehsendung "Die Hafenmelodie", moderiert von Hans Robert Helms. Seine große ARD-Fernsehpremiere feiert Radio Bremen am 26. Januar 1958 mit einem theatralisch angelegten Interview mit Dichter Rudolf Alexander Schröder. Reporter Lutz Besch befragt den 80-Jährigen mit äußerster Vorsicht und Respekt.

"Die Kamera läuft und – bitte!"

Als die neuen Studios fertig sind, steigen der Produktionsdruck und die Anzahl der Beiträge rasch. Schnell werden "Kameratrupps" gebildet sowie Cutter, Regisseure und Reporter eingestellt. Magnetaufzeichnung, Ton-Synchronsierung und Beleuchtung stehen für die Fernsehmitarbeiter auf dem Lehrplan. Alles ist neu. Nach und nach bilden sich die Redaktionen Unterhaltung, Musik und Aktuelles. Das Ziel: drei Prozent des ARD-Programms zuliefern. Die "Nordschau", Beiträge für die "Tagesschau" und Sendereihen wie der "Bremer Bilderbogen" werden fortan regelmäßig produziert. Stetig kommen neue Sendungen dazu. Die internationalen Schwimm-Meisterschaften im Bremer Zentralbad 1962 werden zum Beispiel ebenso zum Fernsehereignis wie die Wissenschaftsserie "Perspektiven". Die erste Übertragung aus dem Zentralbad fand bereits am 31. Januar 1960 statt.

Fernseh-Gebäude Radio Bremen
Fernsehstudio in Osterholz: Trotz kleinen Budgets experimentierfreudig und dadurch konkurrenzfähig. Bild: Radio Bremen

Radio Bremen: Innovatives, aufstrebendes, erfolgreiches Fernsehen

Von Beginn an zählt Radio Bremen nicht zu den Rundfunkanstalten mit großen Budgets. Aber die Bremer zeigen sich experimentierfreudig und damit konkurrenzfähig. Das Medium TV ist neu, die Zuschauer neugierig, und es beginnt eine Art "Entdeckungsreise". Ein erster "Publikumsvolltreffer" gelingt 1963 mit einem Dokumentarfilm über ein Hilfsprojekt in Peru. In den 70er Jahren beginnt dann die Zeit großer Radio-Bremen-Produktionen. Der kleine norddeutsche Sender zieht Nachwuchstalente an wie ein Magnet: Vicco von Bülow alias Loriot, Rudi Carrell, Harald Schmidt und Hape Kerkeling – sie alle stehen in Osterholz vor der Kamera und werden schnell zu Publikumslieblingen. In Sendungen wie "Am laufenden Band" oder "Total normal" können die Entertainer ihre Kreativität voll ausleben.

Programmerfolge "made by" Radio Bremen:

Radio Bremen punktet mit starken Persönlichkeiten und neuen Formaten bei den Zuschauern: Die erste Musiksendung und die erste deutsche Talkshow werden hier konzipiert und aufgenommen. Außerdem zeigt der Sender das erste Regionalmagazin. "buten un binnen" gilt in den 80ern als Vorreiter des kritischen und geistreichen Lokal-Fernsehjournalismus.