1973: Der erste Tatort aus Bremen

Der Auftakt für den Bremer Tatort im Deutschen Fernseher hat den Titel "Ein ganz gewöhnlicher Mord”. Die 26. Folge der Tatort-Reihe ist 100 Minuten lang, die Tagesschau-Sprecherin Dagmar Berghoff hat einen kleinen Gastauftritt als Fräulein Schäfer.

Szene aus dem Tatort "Ein ganz gewöhnlicher Mord"
Hauptkommissar Böck (Hans Häckermann), Leiter des 1.K. in Bremen ist mit der Aufklärung des Falls betraut. Bild: Radio Bremen

Autor und Regisseur ist Dieter Wedel. Wedel hatte seine berufliche Karriere als Autor und Hörspielregisseur Mitte der 60-er Jahre bei Radio Bremen begonnen, bevor er zum NDR wechselte. Kurz nach seinem ersten großen Erfolg mit dem Fernseh-Dreiteiler "Einmal im Leben – Geschichte eines Eigenheims" über den Hausbau der fiktiven Familie Semmeling schreibt und inszeniert er den Bremer Tatort, in nahezu derselben Besetzung wie beim Dreiteiler. Inspiriert von realen Mordfällen in Bremen schafft es Wedel, sich aus der Tatort-Reihe hervorzuheben. Er arbeitet viel mit Handkameras, dadurch entstehen ungewohnt lebhafte Bilder. Und er löst sich von Klischees und sucht die Spannung im Detail. Auch die Puzzlearbeit der Kripo bei den Ermittlungsarbeiten wird detailliert dargestellt.

Kritik an Gewaltdarstellung

Doch es gibt auch Kritik an dem Film, zum Beispiel an der Gewaltdarstellung. Der Würgegriff des Täters wird nämlich in Zeitlupe gezeigt, das ist für manche Geschmäcker zu schwere Kost für das Abendprogramm um 20.15 Uhr.

Wie der Titel schon sagt, ist der Tatort die Geschichte eines ganz gewöhnlichen Mordes: Der Geschäftsreisende Handelsvertreter Friedhelm Sacher, gespielt von Günter Strack, lernt an einem Abend in Bremen drei Männer kennen. Die drei machen spontan einen drauf und ziehen von Lokal zu Lokal. Sacher hat mehrere tausend D-Mark bei sich, die er nicht mehr bei einer Bank einzahlen konnte, weil die schon geschlossen hat. Die Sause endet für ihn tödlich, er wird am nächsten Morgen tot hinter der Gaststätte Borgfelder Landhaus aufgefunden.  Seine drei Begleiter werden schließlich ermittelt. Da sich die drei gegenseitig belasten, wird die Tat aber nicht aufgeklärt.

Verbindung von Information und Krimispannung

Mit dem Tatort "Ein ganz gewöhnlicher Mord" versucht Wedel eine neue Erzählform zu finden, die es in diesem Genre bisher noch nicht gegeben hat. Information und Spannung werden in dem Krimi miteinander verbunden. Die Rollen erscheinen authentisch, die Kripobeamten werden ohne bekannte Stereotypen wie gewöhnliche Kripo-Beamte dargestellt. So wie der Ermittler, Kommissar Walter Böck. Er  wird von Hans Häckermann gespielt. Ein Serienstar wie andere Tatort-Kommissare wird er nicht, der Bremer Tatort bleibt sein erster und einziger Tatort. Erst 1997 kommt der zweite Bremer Tatort mit Sabine Postel als Kommissarin Inga Lürsen ins Erste Deutsche Fernsehen.