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Alte Schätze neu entdeckt: Der junge Siegfried Lenz bei Radio Bremen

Ostermontag, 5. April 2021, 18:05-20:00 Uhr bei Bremen Zwei

Schriftsteller Siegfried Lenz während einer Signierstunde
Siegfried Lenz, 1973 Bild: dpa

Der Schriftsteller Siegfried Lenz (1926-2014) zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Erzählern der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Kaum bekannt ist, dass seine schriftstellerischen Anfänge eng verbunden sind mit der Entwicklung des Radios in den frühen 1950er und 60er Jahren. Im Radio Bremen-Archiv finden sich zahlreiche Siegfried Lenz-Werke aus dieser Zeit: Hörspiel, Feature, Lesung, Essay wie auch Gespräch. Radio Bremen-Redakteur Holger Rink stellt im Gespräch mit Dr. Hans-Ulrich Wagner, Medienhistoriker und Herausgeber der Rundfunkarbeiten in der geplanten großen Siegfried Lenz-Werkausgabe beim Hoffmann und Campe-Verlag, einige dieser in Vergessenheit geratenen Radio-Werke wieder vor und weitere, eher unbekannte Arbeiten des jungen Lenz.

Das Hörspiel „Ich suche meinen Namen“ von 1954 erzählt die Geschichte des Flüchtlingskindes Olaf Martius. Er teilt das Schicksal von 90.000 Kindern, die auf der Flucht aufgegriffen wurden und in Heimen ihr neues Zuhause finden mussten. Sie wissen nichts von ihren Eltern, kennen oft genug nicht einmal ihren richtigen Namen. Olaf Martius begibt sich auf eine abenteuerliche Reise nach Masuren, um dort seine richtigen Namen zu finden.

Ganz der Sprache, der Mentalität ihrer Menschen und Landschaft zugewandt ist „So zärtlich war Suleyken“. Siegfried Lenz schrieb diese Erzählung 1955 in mehreren Folgen unter Verwendung der ostpreußisch-masurischen Umgangssprache. Radio Bremen hat diese populäre Erzählung 1974 als Lesung mit Eva Gottschewski neu aufgenommen und stellt die erste Folge vor.

Ein Thema, das die Menschen seit der Antike bis heute umtreibt, ist der Lärm. Überaus launig und mit spitzer Feder geht Lenz dem Lärm auf den Grund in „Auf die Pauke gehauen – Bekenntnisse eines Geräuschempfindlichen“, eine Radio Bremen-Sendung von 1963.

Siegfried Lenz, der Radio-Schriftsteller

„Die Deutschstunde“ von 1968 war ein überragender Erfolg für Siegfried Lenz, wurde in mehreren Sprachen übersetzt, das Buch und die spätere Verfilmung machten ihn einem breiten Publikum bekannt. Seine Romane und Erzählungen gehören zum Standardrepertoire deutschsprachiger Literatur, zeichnen sich durch eine große Nähe zum Leser aus.

Der gebürtige Ostpreuße wurde 1943 als 17-jähriger zur Marine eingezogen, geriet in Kriegsgefangenschaft, ließ sich danach in Hamburg nieder, entdeckte den norddeutschen Kulturraum und wurde schließlich immer mehr zum Hanseaten. In seinen frühen Texten spielen Heimat, Ostpreußen, Fragen der Identitätsfindung, die Themen Flucht und Vertreibung die entscheidende Rolle.

Den noch im Aufbau befindlichen ARD-Sendern bot er seine Themen an, stand mit ihnen in Kontakt durch umfängliche Korrespondenz und regelmäßigen Austausch – hier fand er Gehör und ein Forum, konnte sich ausprobieren und sein späteres Markenzeichen als Erzähler entwickeln, den typischen ‚Siegfried Lenz-Sound‘ in Sprache und Text.

„Alte Schätze neu entdeckt: Der junge Siegfried Lenz bei Radio Bremen“ kann als Streaming-On-Demand auf Bremen Zwei nachgehört werden.

Bremen Zwei:
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